Udo Neumann
Udo Neumann
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Yosemite

Da fürs Yosemite aussergewöhnlich warmes und freundliches Wetter vorhergesagt ist, fahren Gabi und ich direkt Richtung Osten und wählen Modesto als Ausgangspunkt. Überdachtes Schlafen im Yosemite ist praktisch nicht bezahlbar und fürs Wintercamping sind wir nicht ausgerüstet. Also Motel 6 in Modesto. Empfehlenswert für Träger von “California” T-shirts oder Soziologen auf der Suche nach Abgründen, wie sie sich in Modesto an jeder Ecke auftun. Mir fallen eigentlich nur wenige Orte ein wo ich weniger gern tot überm Zaun hängen würde. Am nächsten Tag ins Yosemite, welches sich seit der kurzen Hippiezeit der Sechziger zu einem formidablen Polizeistaat entwickelt. “You know why I stopped you?” fragt der robocopesque  Ranger. Hm, ich hab mich erst angeschnallt als der Wagen schon aus der Parkbucht rollte, aber nein, es ist eins der unzähligen Stopschilder das ich überfahren habe. Meine Chorknaben Unschuldsmiene lässt den gütigen Ranger “this one time” von der gerechten Bestrafung absehen und wir dürfen bouldern gehn. Camp 4 ist vom Potential etwa so wie ein gutes Gebiet in Bleau, nicht mehr und nicht weniger. Neu erschlossene Boulder gibts es am Ahwahnee Hotel und wohin man auch schaut, überall sieht man lohnende Projekte mit bestem Yosemite Gletscherschiffgranit, aber dazu müsste man hier etwas Zeit verbringen und sich mit dem Polizeistaat arrangieren. Dazu scheinen nicht nur wir keine Lust zu haben und so bleibt das Yosemite bouldern da, wo es vor 30 Jahren schon war. Auch am El Cap (bei allem Nörgeln, die Wände sind schon immer wieder der Wahnsinn!) sehen wir keine Kletterer. Ist das im Winter etwa auch verboten? Schnell überwinden wir den Shoppinggürtel zwischen High Sierra und der Küste und landen im wirklich tollen an San Francisco.
Im Grunde braucht man von den Städten in den USA nur New York und San Francisco  zu besuchen, alles weitere ist nur ärgerlich.

Santa Cruz

Weiter gehts in Chris Sharmas Geburtsort Santa Cruz, welches für mich die lebenswerteste Gegend der USA ist. Chris ist leider noch in Hueco aber wir jagen von einem Höhepunkt zum nächsten. Kletternde Seelöwen am Pier, check. Seeotter im Monterey Bay Aquarium, check. Bouldern am Panther Beach, check.

Ich glaube ja, dass eine Zukunft des Boulderns in den vom Meer rundgeschliffenen Granithöhlen liegt. Der fantastisch schöne Panther beach wird es aber dann eher nicht werden, da die Felsqualität doch nicht so doll ist, wie man auf dem Bild rechts sieht. Apropos Zukunft, in nur wenigen Orten auf der Welt hängt der Hammer beim Surfen so hoch wie in Santa Cruz. Beobachtet man die Kinder beim Üben im eiskalten, haiverseuchten Pazifik, bekommt man eine Ahnung was wohl mit unserem schönen Klettern passieren würde wenn eine solche Menge Jugendlicher mit dieser Hingabe klettern würden. Wir stehen mit dem Klettern ganz am Anfang einer Entwicklung von der ich nicht mal weiss, ob sie jemals passiert. Vier Jungs mit Skimboards am Strand (die heissen so, weil man auf dem dünnen Wasserfilm damit gleitet, die Jungs üben aber Wellentricks damit) schenken es sich ein, wie ich es beim Bouldern nur selten erlebt habe. Es geht nur darum den Trick zu stehen, dass Ganze hat aber viel mehr Variablen als das Bouldern. Timing ist wichtig, denn sie laufen vom Strand aus ins Wasser und benutzen die herankommende Welle als Kicker. Nach einer Stunde zugucken wird uns kalt, ausserdem ists praktisch stockdunkel. Die Jungs machen weiter… Und das ist nur ein ganz kleiner Ausschnitt des Treibens im Wasser hier. In den doch ziemlich kernigen Wellen geben es sich die etwas älteren und erfahreneren Surfer. Ich glaube es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die Surfer die hier heute Mavericks, Steamer Lane oder Pleasure Point surfen aufs Klettern übertragen elfer Kletterer sind. Die die hier die richtigen Stunts bringen und herausragen sind zwölfer und noch schwieriger Kandidaten und dann gibts ja noch die Surfer die man so kennt…

Beeindruckt verlassen wir Santa Cruz und finden uns nach der üblichen Zombieflugzeit am anderen Ende der Welt wieder. Haach, Neuseeland, schön wieder hier zu sein! Gerade komm ich von ersten Surfen in New Brighton bei Christchurch, die Wellen hier können zwar nicht annäherndst mit denen in Santa Cruz mithalten, dafür sind aber auch nicht so viele Superhelden im Wasser und man hat sie für sich. Wie auch beim Psicobloc glaubt man gar nicht, wie viel härter zehn Grad kaltes Wasser (Santa Cruz) als neunzehn Grad warmes (hier, siehe Bild links oben) ist. Zwischen Enten und Seeschwalben auf dem Board sitzend bin ich zum ersten Mal auf unserem Trip richtig stocked. Das Wetter ist etwas wechselhaft und so wissen wir nicht, wann wir das erste Mal nach Castle Hill fahren. Ich werd auf jeden Fall berichten. Stay tuned!

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