Udo Neumann
Udo Neumann
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Anmerkungen zum Trainingsexperiment mit Udo Neumann

1. Zum Trainingsumfang:

Alle Beteiligten haben von Udo mindestens 5 Trainingseinheiten pro Woche aufgebrummt bekommen. Fr Christina, Sandra und mich hat Udo einen Drei-Tagesrhythmus vorgegeben (Klettern-Torso-Ruhe). Die Praxis zeigt, dass wir zwar den Wochenumfang ganz gut einhalten knnen, aber kaum den vorgegebenen Rhythmus. Dazu kommen einfach zu viele berufliche oder private Termine in die Quere. Dennoch summiert sich so langsam die Zahl der Trainingseinheiten ganz ordentlich. Zur Dauer: Das Torsotraining (machen wir zuhause) dauert mit kurzem Warmlaufen ca. 50 bis 60 Minuten; das Klettertraining zu zweit mit Aufwrmen und allem Drum und Dran ca. 3 Stunden.

Zu unserem bisherigen Umfang: Sandra und ich haben zwischen 7.11. und 22.12., das sind 7 Wochen, insgesamt 7 Torsoeinheiten und 15 Klettereinheiten zustandegebracht. Macht in Summe 22 Einheiten und im Durchschnitt 3 pro Woche. Klettern hat aber irgendwie die Oberhand gewonnen, wir haben dafr eher die Zeit freigeschaufelt.

Beim Klettern bin ich auf 8 volle Sessions (inkl. Dauerklettern) gekommen, der Rest ist mehr oder weniger freies Klettern. Sandra hat zwei Dauerklettereinheiten mehr als ich geschafft.

2. Zu den bungsformen:

Systembouldern:

Stellt uns in der korrekten Umsetzung vor Probleme. Es ist gar nicht so einfach, in unserer Haushalle die richtigen Stellen zu finden. Tausende von Griffe, aber nicht die Unter- oder Seitgrifffolgen, die man sich wnscht. Besitzer einer Heimkletterwand haben hier groe Vorteile, weil sich sich die Boulder so schrauben knnen, wie sie wollen. Wir haben das Systembouldern vorlufig durch ein ca. 30-mintiges mehr oder minder freies Bouldern ersetzt, in das wir zumindest so grob die Motive (Untergriff, Gaston, Peter Pan) einbauen.

Speedklettern:

Macht viel Spa und erregt fast zuviel Aufsehen. Das Klettern auf Zeit haben wir allerdings etwas abgewandelt, weil es zu zweit fast unmglich ist, gleichzeitig zu sichern und die Zeit zu nehmen. Also klettern wir eine vorgegebene Strecke (ca. 6 bis 8 m) mglichst schnell. Wichtig: sehr gut aufwrmen vorher, denn die Belastungen knnen etwas unerwartet auftreten (wenn die Fe mal wegrutschen). Generell lsst sich das Speedklettern verschieden betreiben: wirklich mit Vollgas (dann geraten meist die Ablufe auer Kontrolle bzw. stehen die Fe neben den Tritten) oder kontrolliert, aber zgig. Wir versuchen beides. Problem am Rande: Udo wnscht, dass wir an flachen Griffen speedklettern. Gibt es aber in der Halle nicht so viele. Wir bemhen uns, passende Routen auszusuchen, ist aber nicht so einfach.

Dauerklettern:

Bisher haben wir maximal 30 Minuten gemacht. An einem vollen Abend zu zweit eine Route fr eine Stunde zu blockieren, ist ein bisschen, wie bei der Formel 1 gegen die Fahrtrichtung zu fahren, also nicht ganz einfach und irgendwann krachts. Der Boulderbereich in unserer Halle ist aber zu steil, um 30 bis 40 Minuten daran zu klettern. Dauerklettern ist eine merkwrdige Belastung. Wir haben bisher Routen bis maximal 6 oder 6+ gewhlt, die wir Toprope auf und ab klettern, wobei die Steilheit auf Dauer eher ein Kriterium ist als die Griffgre: Je steiler, desto platter. Vorsicht: Beim Abklettern im steilen Gelnde muss das Seil gelegentlich wieder in die Zwischensicherungen eingehngt werden, sonst droht im Fall eines Sturzes ein weiter Pendler nach auen! Ansonsten ist Dauerklettern wie Jogging fr die Arme: Man schnauft und schwitzt, luft aber vorausgesetzt die Route ist nicht zu schwer nicht vollkommen zu. Trotzdem steckt die Ermdung zwei Tage spter noch in den Knochen. Laut Udos Aussagen ist vermutlich unsere Belastung hier zu hoch. Es ist aber unheimlich schwer, die Vorstellung aus der Klettererbirne zu kriegen, dass Klettertraining erst hilft, wenn die Unterarme dick sind. Dennoch ist das eigentlich die Zielrichtung: Die Griffe sollten mit ca. 30 Prozent der Maximalkraft zu halten sein, davon luft man nicht zu. Verbessert aber die Ausdauer.

Torsotraining:

Die bungen sind gut und machen Spa. Hier lsst sich nach nunmehr sechs Einheiten auch schon ein gewisser Fortschritt feststellen. Noch nicht unbedingt beim Klettern (vielleicht beim Bouldern?), aber die bungen selbst gelingen immer besser. Wir tanzen inzwischen auf dem Ball. Allerdings nicht so oft, wie wir sollten.

Spafaktor beim Klettertraining:

Das Klettertraining so mit Konsequenz durchzuziehen, ist nicht ganz einfach. Erstens turnen um einen herum die ganzen Freunde und Bekannten durch schwerere Routen, als wir sie derzeit klettern. Whrend die also Knnen und Kraft genieen (und gerne auch demonstrieren), halten wir uns krampfhaft an unsere bungen. Das fllt manchmal schwer, zumal nicht so ohne weiteres abzusehen ist, ob uns das wirklich im Frhjahr den Erfolg garantiert. Besonders Sandra zweifelt gerne und wrde lieber schwerer klettern. Neulich haben wir tatschlich mal einen Hallenabend wie gewohnt beim normalen Klettern verbracht und uns dabei so platt gefhlt wie selten. Und in den schweren Touren gingen manche Zge kaum noch. Das lie sie noch mehr zweifeln. Doch wie sagte Udo richtig: Was bringt es, wenn wir Mitte Januar in Topform sind und dann das Kraftausdauer-Niveau ber den langen Winter nicht halten knnen. Richtig Spa macht aber das Speedklettern, und auch beim Bouldern fhlen wir uns berraschend o.k. Dauerklettern ist dagegen nicht nur krperlich ermdend und es braucht einen sehr geduldigen Sicherer.

3. Allgemeine Gedanken zum Trainingsplan

Das Thema ist auf groe Resonanz bei unseren Lesern und im Bekanntenkreis gestoen. Alle wollen besser klettern und viele finden die Idee, etwas Abwechslung ins Training zu bringen, sehr willkommen. Nur: Man muss es auch machen. Es ist einfacher, damit anzufangen, als man denkt. Aber um so schwieriger, dranzubleiben.

Daneben gab es aber auch Kritik von Bekannten. Trainingsplan und gezieltes Training seien Quatsch und nur etwas fr armselig phantasielose Kletterer. Und berhaupt ist es ein Frevel am Abenteuer, wenn man das Klettern nur auf den Leistungsaspekt reduziert. Diese Kritik kann ich teilweise nachvollziehen. Als Jugendlicher blieb ich nach etlichen traurigen Versuchen im Vereinssport schlielich beim Klettern hngen weil es hier keine Trainer und keine feste Regeln gab, weil es so herrlich anarchisch war, weil keine festen Trainingsstunden und plne existierten. Dafr war das Klettern noch relativ gefhrlich, gehrten zum Bergsteigen wie heute noch gewisse Sicherheitsregeln, so dass wir zwangslufig viel Eigenverantwortung lernten.

Aber das war ungefhr 1976. Heute ist 2006. Das Klettern hat einen sportlicheren Charakter bekommen, der ebenfalls seinen Reiz hat. Sonst wrden wir ja nicht trainieren (und das tun wir ja, weil wir es wollen). Trotzdem war der Gedanke anfangs befremdlich, sich nun dem Diktat eines Schwierigkeitsgrads und den Anleitungen eines anderen noch dazu aus Kln unterzuordnen. Nun, solange es Spa macht, machen wir weiter. Und bisher tut es das noch.

Simon:

Es ist schwierig ein richtiges Fazit meines Wintertrainings zu ziehen. Zum einen war ein vollstndiges und konsequentes Durchfhren des Trainings durch Krankheit und Lernstre oft nicht mglich, zum anderen ist wieder einmal deutlich geworden, dass die krperliche Fitness (natrlich) ein extrem wichtiger Faktor zu guten Kletterleistungen ist, jedoch sind gerade in meinem Fall die anderen Faktoren fast wichtiger. Das mein Projekt am Ende nicht klappte, hat weniger mit der fehlenden Fitness zu tun, sondern vielmehr mit fehlender Motivation, dem fehlenden letzten Biss und auch den schlechten (weil warmen) Bedingungen in der letzten Zeit. Eine Pause von ein paar Wochen zeigte dies nur zu deutlich. Obwohl krperlich nach dieser Pause sicherlich nicht sonderlich fit, konnte ich ein anderes altes Projekt von mir auf einmal klettern. Vielleicht bleibt als Fazit vor allem das: Es ist vor allem die Leidenschaft & Motivation, die uns die Dinge hochtreibt und alles andere kommt dann ganz von alleine…

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Christine:

Bisher bin ich zufrieden mit meiner Leistung und merke beim Klettern deutlich, dass ich mehr Ausdauer und auch mehr Kraft habe. Das macht mich in schwierigen Situationen zuversichtlicher und ich kann weiter klettern als zuvor.
Von der Schwierigkeit her bin ich noch nicht ganz bei 7+ angelangt, was aber daran liegt, dass ich den Trainingsplan nicht bis zur letzten Konsequenz durchgefhrt habe. Auch war ich seither noch nicht viel drauen unterwegs.
Udo Neumanns Trainingsplan erfordert einfach viel Zeit und Einsatz fr eine deutliche Leistungssteigerung. Aber ich denke, dass die Relationen zwischen aufgewandter Zeit und Ergebnis stimmen. Am Ende haben mich jedoch die vielen Plastikgriffe etwas demotiviert und ich hab mich gefragt wozu ich das mache. Aber ich hoffe in der anstehenden Drauensaison bekomme ich dafr die Antwort.
Die Trainingsmethoden haben mich berzeugt und ich werde sie auch weiter fortfhren, um mich zu verbessern. Sie sind abwechslungsreich, durchfhrbar und auch die Pausen machen trainingsmethodisch Sinn. Systembouldern und Ausdauerklettern waren meine Favoriten, wobei  ich versucht habe die gymnastischen Ausgleichsbungen fr eine gesunde Muskulatur nicht zu vernachlssigen. Schade, dass der Faktor Psyche kaum eine Rolle gespielt hat. Der ist nmlich fr mein Kletterknnen ziemlich ausschlaggebend.
Die grinsende 7+ im Vorstieg hab ich auf Ende des Sommers verschoben, wenn sie dann auch wirklich jemand eingehngt haben will.

Sandra:

Jemandem wie mir, der von Natur aus ungern im Rampenlicht steht, kann ich nicht empfehlen, an einem solchen ffentlichen Experiment teilzunehmen. Nie zuvor haben mich so viele Freunde, Bekannte und total Fremde angesprochen, um mir ihre Meinung zu ?dem Trainingsplan mitzuteilen. Die reichte von Begeisterung bis zur Kritik des Plans, vom Wunsch nach Trainingsdetails, falls ein Erfolg zu vermelden wre (kein Druck, natrlich!), bis zum Hinweis, dass es sowieso alles eine Frage des Kopfes ist.
Bisher bin ich nie einem Trainingsplan gefolgt, sondern bin im Winter in die Halle gegangen und geklettert, bis die Arme mde waren und ich mich zu einem wohlverdienten Bier verabschieden konnte. Als ich nun Udos Plan folgte, fhlte ich mich wie der sehr ernsthafte Kletterer (SEK), den Fiona Lloyd unlngst hier beschrieb. Leider werden auch SEKs krank, so dass ich im Februar und den grten Teil des Mrz jedes richtige Training einstellen musste. Ich verabschiedete mich innerlich von bldem Projekt.
Einerseits wurde dann meine Urlaubswoche an Ostern ruiniert von “dem blden Projekt, wie es am Ende hie, weil es unsere gesamte Energie und Zeit beanspruchte.  Wie mir berichtet wurde, ist das aber, was ernsthafte Kletterer tun. Ich bin berzeugt, dass unsere kleingriffigen Boulderzirkel sehr effektiv waren, nur durch sie konnte ich das Projekt berhaupt ernsthaft versuchen. Ralph machte es spannend, indem er bis zum letzten Moment wartete, ehe er die Route schaffte zu meiner groen Abscheu. Andererseits kann ich es kaum erwarten, Udos Plan endlich richtig folgen zu knnen und das blde Projekt im nchsten Urlaub noch einmal zu probieren.

Ralph:

Neumann lgt nicht. Nachdem ich am letzten Tag des Osterurlaubs das eine Woche lang hart umkmpfte Projekt schlielich punkten konnte, kann mein Fazit ja nicht anders lauten. Das Training hat auf jeden Fall Wirkung gezeigt. Zwar war auch ich mal erkltet im Februar und habe seit dem neuen Jahr schtzungsweise nur 50 Prozent dessen absolviert, was uns Udo insgesamt aufgegeben hatte (mit Torso- und Ausgleichstraining), doch es hat gereicht. Wie Sandra auch schreibe ich das primr  den Boulderzirkeln zu, die wir in Schwierigkeit und Art der Zge wohl richtig gewhlt hatten. Jedenfalls hatte ich ausreichend Maximalkraft und Ausdauer, die Crux von Meme pas mal dieses Mal gleich am ersten Tag unter Kontrolle zu bringen obwohl ich sie erst 20 mal falsch probierte.
Ob nun nur Udos Trainingsplan den Erfolg brachte oder auch die verbissene Projektarbeit (die man wirklich so nennen muss) in der Woche ab Ostern, sei dahingestellt. Auf jeden Fall hat uns Udo um Trainingsmethoden und -einsichten bereichert, die wir auch knftig nutzen werden. Im wesentlichen waren das die Periodisierung (z.B. November und Dezember etwas langsamer tun, Januar bergangszeit, ab Februar intensives Boulder- und Klettertraining) und die neuen Trainingsformen (Speedklettern, Dauerklettern, Boulderzirkel, Systembouldern, Torsotraining, Ausgleichstraining mit Teraband). Fr mich hat sich damit mein zweites ursprnglich angegebenes Ziel (nicht das Projekt!) erfllt: Ich bin mit einem unwesentlich greren Aufwand gegenber frheren Wintern merklich strker ins Frhjahr gestartet. Dafr danke ich meinem Trainer.

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