Udo Neumann
Udo Neumann
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Es war Arschkalt! Selbst Toni Lamprecht, der weltwelt kälteresistenteste Boulderer überhaupt, kletterte, zur Entäuschung der zahlreichen Schlachtenbummlerinnen, NICHT MIT FREIEM OBERKÖRPER! So kalt war es! Trotzdem gab es einige Sensationen zu sehen. Geklettert wurde im Modus der Freilandboulderwettbewerbe, bei dem durch Klettern auf Zeit, bewältigen von Boulderproblemen und riskante Stunts Punkte gesammelt werden. Am Ende konnte es nur einen Sieger geben. Christian Benk hatte sich gewissenhaft in Bleau zwei Wochen vorbereitet und tanzte die Wände hoch, dass es eine Freude war. Apropos Freude, nicht immer sieht man auf Kletterwettbewerben so viele fröhliche Gesichter wie auf diesen Bildern! Danke Allen die mit uns gezogen sind und Gregor Jaeger mit seiner Kletterfabrik für Pizza und Wärme.

Köln, Mitte der 80er Jahre:

Buildering, das Klettern an Gebäuden. Brückenpfeilern, usw., hat in Köln eine lange Tradition. Bereits Mitte der 80er Jahre versuchten sich motivierte Kletterer um die Kölner Kletterlegenden Gregor Jäger und Udo Neumann an den verschiedensten Gemäuern in Köln. Neben den offenkundig attraktiven Brückenpfeilern wurden auch die Mauern im Friedenspark oder an verschiedenen anderen Plätzen in Köln Opfer der unstillbaren Kletterleidenschaft der Protagonisten. Unten gibt es eine Gallerie der buildering Aktivitäten in Köln 1982-2005.

 

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 Zeitsprung: Köln, Ende 2005

Zwanzig Jahre später, nach einem Builderingphotoshooting an der Uni sitzen Udo Neumann und Simon Sticker abends zusammen und spinnen die Idee einen Builderingwettkampf zu organisieren. Das Interesse ist auch sofort hoch. Schon kurz nach Bekanntgabe des Termins erreichen uns Anmeldungen aus vielen europäischen Ländern. Sogar aus Kanada und den USA zeigen ambitionierte Builderer Interesse an den ersten Buildering World Championships. 

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Zeitsprung: Köln, 15.01.2006

Pünktlich um zehn Uhr findet sich ein buntes Feld von zwanzig männlichen und fünf weiblichen Teilnehmern an der Steele bei arktischen Temperaturverhältnissen auf der Domplatte ein. Nach einem kurzen Marsch auf die andere Rheinseite finden die Teilnehmer aus Deutschland, Frankreich, Holland und der Türkei an der Hohenzollerbrücke die ersten Aufgaben. Auch wenn die geplante Speedroute wegen Filmarbeiten kurzfristig ausfallen muss, so stellen die Boulder im Tunnel die Teilnehmer vor teils unlösbare Aufgaben. Bereits hier wird deutlich, dass Christian Benk seiner heimlichen Favoritenrolle gerecht werden will. Souverän klettert er fast alle Probleme in wenigen Versuchen, angefeuert von den mittlerweile fast fünfzig Zuschauern, die sich trotz des eisigen Windes das Spektakel nicht entgehen lassen wollen.Auch Kletterstar Toni Lamprecht, der sich extra aus München für dieses Event hatte einfliegen lassen, sorgt durch seine offene, sympathische Art für gute Stimmung und motiviert so nicht zuletzt auch viele Teilnehmer zu persönlichen Hochleistungen.

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 Nach zwei Stunden geht es dann per pedes weiter zur Zoobrücke.
 

Das Bild, das die mit Bouldermatten bewaffnete Posse dabei abgibt, sorgt bei nicht wenigen Passanten für fragende Blicke. Es ist ja auch kein alltäglicher Anblick, der sich den Spaziergängern da bietet und nicht wenige fragen sich wohl ob es sich um ein paar übrig gebliebene Pilger vom Weltjugendtag mit ihren Schlafmatten handelt. Pilger sind es auch, jedoch nicht zu Gott und dem Papst, sondern auf der Suche nach kleinen Griffen an Köln Mauern.
Diese finden sie an der zweiten Location. Die Zoobrücke bietet hierbei nicht nur Boulderprobleme, sondern auch eine Speedroute, in der vor allem der deutsche Speedmeister Jonas Baumann sich Hoffnungen auf viele Punkte macht. Doch auch er muss dem am heutigen Tag unschlagbar scheinenden Benki weichen, der die fünfzehn Meter hohe Route in nur 29 Sekunden zurücklegt.
Doch nicht alle Teilnehmer versuchen sich an der Speedroute. Zu Groß scheint die Faszination der Türe in der Wand, die es ohne Hände zu überbrücken ist. Für die gesamte Zeit an der Zoobrücke bildet sich dort eine große Menschentraube um diese Aufgabe zu bewältigen, was am Ende jedoch niemandem gelingen will. Als es weitergehen soll, ist der deutsche Meister 2004, Daniel Jung kaum davon abzubringen dieses futuristische Bewegungsproblem weiter zu probieren.’

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Nach einem Marsch zum Zoo und einer kurzen Bahnfahrt finden sich die Teilnehmer vollzählig…

… an der letzten Location, der Mühlheimer Brücke

ein. Und trotz der eisigen Kälte sind auch immer noch eine Vielzahl von Zuschauern mit am Start.
Neben einigen einfacheren Boulderproblemen findet vor allem die bisher ungekletterte, sechs Meter hohe Kante die Aufmerksamkeit der Teilnehmer. Hier ist es auch, wo Benki entgültig klar macht, dass es nur einen Buildering Weltmeister geben kann. Souverän flasht er die Kante und klettert sie anschließend einfach für Fotos noch mal, während die meisten Teilnehmer größere oder kleinere Dramen durchleben müssen, bis auch ihnen der Durchstieg gelingt. Einzig Daniel Jung kann in einer großen kämpferischen Leistung die Kante auch sofort klettern. Beeindruckend präsentiert sich hier auch der erst wenige Tage davor zu Teilnehmerfeld dazu gestoßene Ibo Güngör, dem zu einem Zeitpunkt wo alle anderen Teilnehmer bereits vor der Kälte kapituliert haben noch eine Begehung der Kante gelingt.

 

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Danach ging es mit knurrenden Mägen und durchgefrorenen, zerschundenen Körpern weiter in die Kletterfabrik Köln, wo Gregor Jäger und seine Crew für die Teilnehmer Getränke und Pizza organisiert hatten, was auf großen Zuspruch stieß.
Auch wenn am Ende deutlich war, dass Christian Benk und Anja Rode bei den Damen den Titel des ersten Buildering Weltmeisters, bzw. Weltmeisterin davon trugen, so erschien es am Abend gar nicht mehr so wichtig, wer am besten war. Vielmehr blickten alle Teilnehmer auf einen ereignisreichen Tag mit vielen neuen Eindrücken zurück und nicht wenige werden in Zukunft sicherlich ihre Heimatstädte mit anderen Augen sehen. Und der Spruch der bei jedem Abschied fiel war: „See you next year!“

1. Christian Benk – Anja Rode
2. Jonas Baumann –  Evelin Fleckenstein
3. Daniel Jung – Aurelie Jouvenel

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